Gebrauch der Bibel

Eine Anweisung zum Gebrauch der Bibel ist nicht so überfüssig, wie es im ersten Moment scheint. Es ist richtig, dass „lesen“ nicht erklärt werden muss. Aber es genügt nicht, wenn manche Dinge im Verstand gewusst werden. Das Wort Gottes (es ist nicht die Bibel selbst!) kann nur dann wirken, wenn es einen festen Platz im Herzen hat. Heute wird die meiste Information oberflächlich und schnell vermittelt. Es ist keine Zeit vorhanden, lange für die Übermittlung einer Information zu brauchen.

Was zum Leben führen kann, ist sehr sorgfältig zu behandeln. Die Bibel ist ein Weg, zur Erkenntnis Gottes zu gelangen. Die Erkenntnis (=Erkennen) Gottes ist Leben.

Damit diese Erkenntnis tief im Herzen fest wird, hat der Gebrauch der Bibel einfache, geistliche Gesetzes. Das wichtigste davon ist, sich nicht mit dem oberflächlichen Wissen im Verstand zufrieden zu geben, sondern tief der Erkenntnis Raum zu geben.

Über eine Stelle im Brief des Jakobus soll es deutlich werden. Er fordert seine Leser auf, nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes zu sein (1,22). Die meisten Leser stimmen dem sofort zu, denn Reden allein genügt nicht. Die Tat muss folgen. Doch in den nächsten beiden Versen wird der vergessliche Hörer mit einem Menschen verglichen, der sich im Spiegel betrachtet, aber im nächsten Augenblick vergisst, wie er aussieht. Der Vergleich hinkt, denn schließlich genügt zum Wissen eines Gebotes schon eine kurze Bekanntschaft, wobei auf der folgenden Tat die Betonung liegt. Es ist ein Missverständnis der Aussage des Textes! Ein Täter des Wortes ist nicht jemand, der die Praxis auf die Theorie folgen lässt. Es ist jemand, der das Wort selbst nicht mehr von seinen Augen weichen lässt. Das braucht ständige Wiederholung. Jetzt erst stimmt der Vergleich.

Eine Stelle im Alten Testament gibt eine besonders deutliche Anweisung, wie zum Leben zu finden ist. Es ist sogar die körperliche Heilung versprochen.

Sprüche 4, 20-22 nach eigener Übersetzung lauten:

(20) Mein Kind, meinen Worten höre doch aufmerksam zu, zu meinen Reden hin neige deine Ohren.

(21) Sie dürfen nicht von deinen Augen weichen, bewache sie mitten in deinem Herzen.

(22) Denn sie sind das Leben für die, die zu ihnen hin finden und die Heilung für ihren ganzen Leib.

Es ist wichtig, diese wenige Verse immer wieder zu lesen, bis sie ein Teil des inneren Menschen geworden sind. Die Wiederholung ist wichtig. Die Zunge schreibt auf die Tafel des Herzens (dazu Psalm 45,2). Die Verse wirken aus sich selbst, sie werden ganz allmählich Wahrheit. Sie bekommen allmählich die Kraft, Wirkung zu zeigen, auch wenn es selber nicht bemerkt wird. Die Wirkung bleibt aus, wenn man das Wort nicht „tut“, mit anderen Worten, wenn man sich diese Verse nicht aneignet, sondern es bei einem kurzen Lesen belässt.

Die Worte sprechen für sich. Sie versprechen alles, was der Mensch zum Wohlbefinden braucht. Das Leben, das mehr ist als die biologische Existenz, gehört dazu, denn zu dem natürlichen Leben muss kein Mensch erst „hinfinden“. Die Heilung ist eindeutig körperlich verstanden, sie umfasst den Körper vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Um das Lebensziel zu erreichen, ist ein kontinuierliches, genaues Hinhören notwendig, bis die Worte im Herzen fest und somit lebendig sind. Wenn sie fest im Herzen gegründet sind, müssen sie bewacht werden, damit sie nicht gestohlen werden. Der Teufel tritt über unsere Gedanken an uns heran. Wenn die Erkenntnis Gottes nicht fest in uns ist, wird sie durch das gestohlen, was täglich auf uns eindringt.



Ein kleiner Hinweis zur Auswahl der biblischen Bücher ist erforderlich.

Luther sonderte in der Reformation aus dem Alten Testament die Schriften aus, die nur griechisch überliefert sind (Apokryhen oder Spätschriften). Darum enthält die evangelische Bibel im AT 39 Schriften, während die katholische Bibel 46 Schriften zählt.

Beim Neuen Testament zählen beide einheitlich 27 Schriften. Somit kommt die katholische Bibel insgesamt auf 73 Bücher, während die evangelische Bibel nur 66 Bücher hat. Das ist ein bedeutsamer Unterschied, denn diese Bücher werden auch als „Heilige Schrift“ bezeichnet und von anderen religiösen Schriften abgehoben.

In der „Online Bibel“ wird der evangelischen Zählung gefolgt, weil diese Bücher von allen Religionsgemeinschaften als „Heilige Schrift“ anerkannt sind. Die „Online Bibel“ wird sich bei Einleitungen oder Auswahl auch auf die Bücher nach evangelischer Zählung beschränken.





Der Umgang mit der Bibel kann zu einem Leben verhelfen, das nicht von dem biologischen Ende des Menschen begrenzt wird. Wenn die Erkenntnis Gottes im Herzen fest wird, bedeutet es Leben.